Transformation Ausstellungskonzept

Serie Eisflächen

Eine meiner Bildreihen beschäftigt sich mit Eisflächen. Man kann, wenn man im Nahbereich fotographiert, Strukturen finden, die interessant sind. Und die nicht nur als abstrakte Form reizvoll sind wie etwa Wellenbewegungen.

Es kommt auch etwas anderes ins Spiel, ich nenne das „assoziatives Sehen“. Schaut man zum Beispiel in die Wolken, so ertappt man sich vielleicht einmal, Formen darin zu entdecken, die z.B. an Tiere oder Anderes erinnern. Das Gleiche finde ich häufig auch in den Eisflächen vor.

Gerade in dieser Zeit ist es eine gute Nachricht, dass man für solche Fotos nicht weit zu reisen braucht. Man kann etwas Interessantes auch vor der eigenen Haustür entdecken. Solche Entdeckungen machen Freude.

Das hat mir geholfen, mich in den letzten Monaten über die für alle so schwierige Zeit zu bringen. Und hierbei hatte auch so mancher Jogger seinen Spaß, mich auf dem Bauch am Wegrand liegend zu finden, wie ich eine gefrorene Pfütze fotographiere.

Serie Eisformationen

Vermutlich ist mein Studium in den 80ern daran „schuld“, dass ich oft in Formen der Natur künstlerische Arbeiten, „Skulpturen“, sehe. Gerade auch die „Werke“ aus Eis haben es mir angetan.

Jeder kennt die Tropfsteine, die Stalaktiten und Stalagmiten aus den Tropfsteinhöhlen, die Jahrtausende brauchen, um zu wachsen und die schier ewig währen. Die teils ganz ähnlichen Eisgebilde hingegen wachsen oft über Nacht und sind häufig schon am nächsten Tag wieder verschwunden. Ein Wetterwechsel genügt.

Dies leicht vergängliche Schauspiel im Foto festzuhalten und so zu bewahren, finde ich reizvoll.

Die Winter scheinen wärmer zu werden, die Frosttage nehmen ab. Dann werden wohl auch diese kleinen Naturwunder seltener werden.

Serie Edersee

Der Edersee war zu meiner Studentenzeit in Kassel eines der beliebtesten Naherholungsgebiete. Ich denke gern daran zurück. Sommer 2020 habe ich ihn wieder einmal besucht aus Anlass der geplanten Ausstellung zum Thema „Erscheinungsformen des Wassers“ hier im Klinikum.

Was auffällig war: Die Stimmen von Touristen, die sich über den niedrigen Wasserstand verwundert gezeigt hatten. Tatsächlich habe ich den Edersee ganz anders in Erinnerung. Die Fundamente von Ortschaften, die dem Edersee damals weichen mussten, tauchen wieder auf. Bei einem gut gefüllten Edersee wären sie unter der Wasseroberfläche.

Ein kilometerlanger Nebenarm des Edersees hin zur Schleuse des Vorstaubeckens Nieder-Werbe, in dem die Rekonstruktion des alten Kirchturms an gleicher Stelle wie die alte Kirche steht, ist fast gänzlich trockengefallen. Ein dünnes Rinnsal schlängelt sich noch.
Früher gab es in diesem Nebenarm eine Badestelle, Bittelsweg, ich fand noch das Hinweisschild neben einem verwaisten, nun funktionslosen Kiosk. Das wohl ironischste Bild der Ausstellung zeigt dies Schild mit Rettungsring.

(Die Knappheit des Grundwassers gibt Anlass zur Sorge, nicht nur in unserem Land. Eine gute Idee neben anderen Maßnahmen wäre das Auffangen von Regenwasser auch für Privathaushalte zu Brauchwasserzwecken, um die Trinkwasservorräte zu schonen. Wohl mein nächstes Bauprojekt am Haus…)

Die Leuchtkästen

Die Leuchtkästen sind meine kleine „Verbeugung“ vor einem der größten Fotokünstler, dem Kanadier Jeff Wall. Er baut seit den 70ern teils riesige Leuchtkästen für sorgfältig komponierte Fotos, die auch durch ihre Leuchtkraft wie Standbilder aus Kinofilmen wirken.

Ich habe ihn in den 90er Jahren durch meine filmische Arbeit am Museum für Moderne Kunst in Frankfurt kennengelernt, als ich im Städel seine „Lecture“, einen Vortrag zu seinen Arbeiten, gefilmt hatte.

Leuchtkästen eignen sich hervorragend, die Dinge – im wahrsten Sinne – zu beleuchten.

Serie Lawinenbilder

Lawinen als Naturphänomen haben mich schon immer beeindruckt. Die Vorstellung, dass winzige Eiskristalle sich aus kleinsten Anfängen milliardenfach ballen und eine ungeheure Kraft entwickeln, ist schon faszinierend. Seit 2018 denke ich aber ein wenig anders.

Unser Sohn war im Winter 2017/2018 mit Freunden zu einer Ski-Freizeit in einem Österreicher Skigebiet. Nach anfänglichem Traumwetter zog eine mächtige Tiefdruckfront auf. Mit massivem Schneefällen über Tage und Wochen. Unter den sich türmenden Schneelasten drohten Dächer einzustürzen, ganze Ortschaften waren von der Außenwelt abgeschnitten. Unsere Jugendgruppe hatte weiterhin Spaß. Ganz in ihrer Nähe kam es aber auf einer als gesichert (!) ausgewiesenen und freigegebenen Piste zum Abgang einer Lawine, die eine Gruppe Skifahrer verschüttete. Wir Eltern waren damals teils extrem besorgt. Unsere Jugendgruppe, die die Handys zuhause gelassen hatte, weniger.

Klimaforscher haben das Phänomen, dass sich ein Luftdrucksystem über Wochen am selben Fleck hält und über lange Zeit solch extremen Schneefall produziert, mit dem Klimawandel erklärt. Die Jetstreams in der oberen Atmosphäre schwächen sich wohl durch die Erderwärmung deutlich ab, wodurch ein Luftdrucksystem länger in einer Region verharren kann. Solche Extremwetter können somit immer öfter auftauchen. Auch Steinlawinen werden wohl häufiger. Der Permafrost in den Gebirgen beginnt zu tauen. Die Klebekräfte des Eises, das Gesteine in den Gebirgen zusammenhält, nehmen ab.

Dies denkwürdige Ereignis 2018 war für mich Anlass, die Eis- und Steinlawinen zum Thema einer eigenständigen Reihe von Bildern zu machen.

Form und Größe der Lawine auf dem 3-teiligen Wandbild sind nach einem tatsächlichen Lawinenabgang gemalt, also recht nah dran am Original. Als Vorlage dienten mir Screenshots, also Bildschirmfotos, von dieser sehr eindrucksvollen Lawine. Als Größenvergleich dient die Berghütte unten im Bild. Beim Auftreffen und abrupten Abbremsen der Lawine im Tal wurde das gesamte Bild in Schneewolken getaucht. Es war fast nichts mehr zu sehen.

© Arno Uth – Bildende Kunst & Film
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